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Beschreibung
Þingvellir ist ein Ort im Südwesten Islands nahe der Halbinsel Reykjanes und dem vulkanischen Gebiet Hengill und liegt größtenteils auf Lavafeldern. Die Bezeichnung des Ortes setzt sich aus den zwei isländischen Wörtern für Parlament und Ebene zusammen. Das auch bei Touristen beliebte Þingvellir hat für Island eine historische, kulturelle und geologische Bedeutung und wird auch als das nationale Heiligtum von Island bezeichnet. Þingvellir ist aus den folgenden zwei Gründen berühmt:
Thing-Stätte Þingvellir
Þingvellir ist eine Thing-Stätte, also ein Ort von Volks- oder Gerichtsversammlungen und zählt daher zu den wichtigsten Schauplätzen der Isländischen Geschichte. Im Jahr 930 wurde Alþingi, das isländische Parlament und eine der ältesten parlamentarischen Institutionen der Welt, hier gegründet. Das Alþingi tagte von da an bis zum Jahr 1798 einmal im Jahr im Þingvellir um Gesetze zu erlassen und Streitfragen zu klären. Auf dem nahe gelegenen Lögberg, einem Felsvorsprung der auch Gesetzesfelsen genannt wird, eröffnet sich eine gute Aussicht auf den Treffpunkt der Alþing-Versammlung. Deshalb standen dort immer die Sprecher um sich an die unten versammelte Menge zu wenden und Beschlüsse zu verkünden oder wichtige Reden zu halten. Bedeutende Ereignisse, wie zum Beispiel die Ernennung des Christentums zur offiziellen Religion Islands durch Gesetzessprecher Þorgeir Ljósvetningagoði im Rahmen des jährlichen Treffens 999 oder 1000 und die Verkündung der Unabhängigkeit der Republik Island am 17. Juni 1944 fanden an diesem historischen Ort statt. Þingvellir war also schon immer ein Zentrum Islands und Schauplatz vieler wichtiger Feierlichkeiten. Zum 1.100 Geburtstag der ersten Besiedlung des Landes, kamen über 60.000 Menschen hierhin um an den Feierlichkeiten teilzunehmen.
Nationalpark Þingvellir
Neben der historischen Bedeutung ist Þingvellir aufgrund der besonderen tektonischen und vulkanischen Umwelt seit 1928 zudem ein Nationalpark. Þingvellir liegt auf der Plattengrenze zwischen der europäischen und der amerikanischen Kontinentalplatte. Die Kontinentalverschiebungen sind in den Rissen und Verwerfungen, die die Region durchziehen, gut erkennbar. Die größte Verwerfung ist Almannagjá, eine riesige Schlucht. Aufgrund der Lage an den Rändern zweier Kontinentalplatten wird das Gebiet häufig von Erdbeben erschüttert.
Þingvellir liegt am nördlichen Ufer des Þingvallavatn, dem größten See Islands, der ebenfalls Teil des Nationalparks ist. Er ist etwa 83 Quadratkilometer groß und über 100 Meter tief. Inmitten des Sees befinden sich einige kleinere Inseln, deren vulkanischer Ursprung nicht zu übersehen ist. Die Risse und Spalten im Gestein sind typische Zeichen dafür. Im Wasser des Sees ist ein großer Anteil an Salz und Schwefel enthalten, was bewirkt, dass das Wasser leichter als in anderen Seen zu sein scheint. Der einzige Abfluss des Sees ist der Fluss Sog, ein bekannter Lachs-Fluss, der mit seiner wunderschönen blauen Farbe bezaubert.
Durch den Nationalpark fließt zudem der Fluss Öxará. Er bildet an der Almannagjá-Schlucht einen beeindruckenden Wasserfall, welcher Öxaráfoss heißt. Ebenfalls Teil des Nationalparks ist der Búrfell í Þingvallasveit, ein etwa 780 Meter hoher Tafelvulkan auf der Eiszeit. Die Vegetation des Nationalparks besteht hauptsächlich aus Birken-Gewächsen und höheren Pflanzen. Besonders im Herbst verwandeln die gefärbten Blätter den Nationalpark in ein tolles Farbenspiel.
Zusammen mit dem Wasserfall Gullfoss und den Geysiren von Haukadalur gehört Þingvellir zum Golden Circle und den berühmtesten Sehenswürdigkeiten in Island. Þingvellir ist seit 2004 außerdem Teil des UNESCO Welterbes.
Anfahrt
Þingvellir liegt etwa 50 Kilometer östlich von Reykjavík. Am einfachsten kommt man über die Route 36, die beide Orte verbindet, dorthin. Der Nationalpark gehört zum Gullni hringurinn (Golden Circle). Daher empfiehlt es sich, ihn bei einer der vielen angebotenen Tagestouren zu besuchen.