Kristallklares Wasser, abgeschliffene Felsen, zahlreiche Wasserfälle – und du mittendrin. Beim Canyoning erlebst du faszinierende Schluchten aus einer ganz neuen Perspektive. Sprünge, Rutschbahnen und Kletterstellen sorgen auf den Touren für eine ordentliche Portion Adrenalin und machen sie zu einem echten Naturabenteuer. Wir waren in Warth-Schröcken unterwegs und haben uns dort in die rauschenden Fluten gestürzt.
Die richtige Ausrüstung
Wer in der Region Warth-Schröcken eine Canyoningtour machen will, hat mehrere Anbieter zur Auswahl. Wir waren bei Jürgen Strolz von „holzschopf.com – outdoor & more“ im Ortsteil Neßlegg zu Gast.
Um gut für die Schlucht gewappnet zu sein, bekommen hier alle Teilnehmer die nötige Ausrüstung gestellt. Dazu gehört ein Neoprenanzug, ein Helm, ein Klettergurt und spezielle, rutschfeste Schuhe. Lediglich die Badebekleidung, die unter den Anzügen getragen wird, müssen die Teilnehmer selbst mitbringen. Vor Ort gibt es auch Umkleidekabinen. Zudem ist es sinnvoll ein Handtuch mitzunehmen, um sich im Anschluss an die Tour wieder abtrocknen zu können.
Vorbereitung auf den Canyon
Bevor es in die Schlucht geht, gibt es erst einmal eine Einweisung von den staatlich geprüften Canyoningguides. Dabei erfahren die Teilnehmer, worauf sie achten müssen. Weil es im rauschenden Wasser durchaus mal etwas lauter sein kann, werden außerdem die wichtigsten Handzeichen gelernt, um später leichter kommunizieren zu können. Eine auf den Helm gelegte Faust bedeutet zum Beispiel „alles okay“ und indem man die Hände übereinander streicht, warnt man seine Nachfolger vor glatten und rutschigen Stellen.
Nach der Theorie folgt die erste Herausforderung: Abseilen an der Trainingswand. Aber keine Angst, Vorkenntnisse im Klettern sind nicht erforderlich. Die Guides erklären genau, wie alles funktioniert und übernehmen den „komplizierten Teil“ des Abseilens. Als Teilnehmer muss man eigentlich nur noch seinen inneren Schweinehund überwinden und sich über die Kante trauen. Ist die Trockenübung geschafft, geht es ins kühle Nass und die Canyoningtour kann starten.
Ab in die Schlucht
Unsere Tour (mit dem verheißungsvollen Namen „Hard Rock“) startet nur wenige Meter vom Holzschopf entfernt. Nach den ersten Schritten im Wasser wartet bereits die erste Rutschbahn. Über glatt abgeschliffene Felsen lassen wir uns vom Wasser antreiben und rutschen in die erste Gumpe. Nach einem kurzen Durchatmen – das Wasser, das beim Eintauchen in den Anzug läuft, ist wirklich sehr erfrischend ;-) – sind alle so motiviert, dass das tiefe Becken gleich noch für einen Sprung genutzt wird.
Spätestens jetzt ist bei jedem die Abenteuerlust geweckt und wir klettern und rutschen dem Wasserlauf folgend bis zum nächsten großen Highlight der Tour: der rund sieben Meter hohe Wasserfall. Hier werden wir, wie vorab an der Trainingswand geübt, an einem Seil gesichert in die Tiefe gelassen. Während wir uns unterm Wasserfall abseilen, spüren wir eindrucksvoll, wie viel Kraft das Wasser hat. Unten angekommen gibt jeder sein „alles okay“-Zeichen und wir setzen unseren Weg durch die Schlucht fort. Einige Bahnen machen so viel Spaß, dass wir zurückgehen und sie gleich noch einmal hinunterrutschen.
Am Ende der Tour laufen wir wieder ein Stück gegen den Strom hinauf, verlassen dann das Wasser und steigen aus der Schlucht. Oben angekommen blicken wir noch einmal stolz hinunter in die Tiefe. Wir haben’s geschafft und das breite Grinsen in den Gesichtern verrät: Das war ein Erlebnis, das keiner so schnell vergisst.
Touren für alle Könnerstufen
Zum Canyoning sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Man sollte allerdings ein gewisses Maß an körperlicher Fitness mitbringen, da es durchaus Kraft und Ausdauer kostet, durch die Felsen zu klettern und gegen das Wasser anzukommen. Grundsätzlich gilt aber: Canyoning ist ein Teamsport, bei dem man sich gegenseitig hilft. So schafft es jeder sicher durch die Schlucht.
In Warth-Schröcken stehen mehrere Touren mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zur Auswahl. Hier kommen also sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene mit Canyoning- oder Klettererfahrung auf ihre Kosten. Es werden auch spezielle Touren für Familien und Kinder angeboten.
Wie genau die Touren am Ende aussehen, hängt neben der Sportlichkeit und Erfahrung der Teilnehmer auch vom Wasserstand ab. Das Wetter muss ebenfalls mitspielen. Ist das Wetter zu schlecht, können die Canyoning-Touren aus Sicherheitsgründen nicht stattfinden.